Juli – das ist Sommer. Und Sommer – das ist Zeit der Fülle. Wer in diesen Tagen draußen unterwegs ist, kann den Reichtum der Schöpfung Gottes kaum übersehen: Die Bäume stehen voller Laub, in den Gärten und Parks blühen die Blumen in vielfältigen Farben und die Vögel zwitschern schon am frühen Morgen.
Von solcher Sommerfülle singt eins der beliebtesten Lieder des Evangelischen Gesangbuchs: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit…“ (Liedtext siehe rechts).
Für mich ist es ein Lied, das einfach gute Laune macht. Dazu trägt die fröhliche Melodie bei, vor allem aber die bildreiche Sprache, die in fast jeder Strophe eine neue sommerliche Szene vors innere Auge malt.
Mich beeindruckt, dass der Text des Liedes von jemandem geschrieben wurde, der durchaus nicht nur die lieben und sonnigen Sommerzeiten des Lebens kannte. Der Lieddichter Paul Gerhardt schrieb es kurz nach Ende des 30jährigen Krieges. Dörfer und Städte waren beschädigt, die Menschen arm und meist ohne Hoffnung auf Zukunft.
Paul Gerhardt hatte einen realistischen Blick auf das Leben seiner Zeit. Doch er verharrt nicht in der Klage über das Schwere. Stattdessen ruft er sich selbst dazu auf, die Freude zu suchen – auch inmitten der verwundeten Erde. Diese Freude sucht und findet er in der Schönheit der Schöpfung Gottes.
Sein Rezept gegen trübe Gedanken und dunkle Stimmungen wäre somit klar: rausgehen an die frische Luft, Augen und Herz offen halten und staunen über die vielen großen und kleinen Wunder um uns herum.
Pfarrerin Stefanie Bühne
Geh aus, mein Herz, und suche Freud (EG 503)
1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.
2. Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide, als Salomonis Seide.
3. Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hoch begabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder, Berg, Hügel, Tal und Felder.
4. Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.
Text: Paul Gerhardt 1653
Melodie: August Harder vor 1813
Die Predigt der letzten Woche finden Sie hier: Predigt in 100 Sekunden